Milchige Wechselspiele

Was ich gerade höre:

Wie in Trance gleitet der Hörer in „Electronique Noire“ des norwegischen Gitarristen Eivind Aarset durch Bilder, Visionen und Träume unbestimmter musikalischer Herkunft. Es ist ein akustisches Kaleidoskop der Wechselspiele. Wie in einem sich durch sich selbst fortsetzenden Abenteuer gibt es hier ineinander fließende, milchige Klänge, die auch mal in heftigen Rock wie in „Namib“ münden können. Von Ferne drängen synthetische elektronische Klänge. Die Gitarre von Aarset ist hier aber das durchgehende Element, das lenkt. Sie tauchte schon auf Nils Petter Molvaers Scheibe „Khmer“ auf und steuerte dort mannigfaltig Verfremdetes bei. Molvaers spätere Produktionen mögen gelegentlich etwas verspannt und leer dem elektronischen Zeitgeist verhaftet erscheinen. Sie prägten sich auch nicht ohne weiteres ein. Hier aber spielt Molvaer genauso eine Gastrolle („Dark Moisture“, „Entrance/U-Bahn“, „Superstrings“) wie auch der inzwischen sehr bekannte Keyboarder Bugge Wesseltoft („Dark Moisture“, „Wake-up-Call“), ohne dessen tätigen Anstoß und phantasiereiche Mitwirkung, wie Aarset im Booklet bekennt, die Scheibe nie zustande gekommen wäre. Mittlerweile ist der zeitliche Abstand zu der im Jahr 1998 als CD herausgekommenen Produktion groß geworden, die Scheibe aber wirkt immer noch und ist insofern „nachhaltig“ geworden, - um ein Lieblingswort des rotgrünen Zeitgeists zu zitieren. Das Erstlingswerk eines Talents? Eine typisch skandinavische Produktion? Mich bindet die hinter dieser Produktion stehende Vorstellungskraft, die jene eigene Bezüglichkeiten schafft, die nicht nur bei mir ankommen.

Eivind Aarset, Électroniqe Noir, Emarcy.

   

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