Welch wunderbare Melodielinien hatte er damals gefunden, als er bei Manu Katchés Musikshow auf ARTE mitmachte! Es traf einen wie einen Blitz und es kamen einem die Tränen. Ein Jazzbassist, der sang, und dabei so viel Gefühl in seinen Stücken transportierte! Einer, in dessen Band die Oud (orientalische Laute) eine große Rolle spielte. Wie er orientalische Themen aufnahm, auch israelische Lieder, das spann uns ein in ein musikalisches System, das atmete Phantasie und musikalische Freiheit. Wir wähnten uns geradezu in einem orientalischen Traum. Ein paar dieser wunderbar melodiösen Stücke hat Avishai Cohen auf seiner CD „Seven Seas“ aus dem Jahr 2010 und auf der CD "Aurora" aus dem Jahr 2009 untergebracht, wo er auch oft Erstaunliches auf dem E-Bass spielt und mit der Sängerin Karen Malka Duette zusammen singt. Lege ich diese Scheiben heute auf, finde ich sie immer noch berückend schön und die Stücke gehen mir nahe. Das ist sehr fein und gleichzeitig einfach, volksliedhaft und fremd vertraut. Das kann jeder verstehen und ist kein bisschen jazzig scheinelitär. Das strahlt viel Wärme aus und ist funkelnd emotional, ohne jemals sentimental zu sein. Dass er mit Chick Corea, Herbie Hancock, Roy Hargrove und Alicia Keys zusammengespielt hat: Mag sein. Jaja. Aber sein eigenes Ding scheint das beste zu sein.
Jetzt hat Avishai Cohen mit „From Darkness“ ein neues Album herausgebracht, für das er auch ein neues Trio zusammengestellt hat. Piano, Schlagzeug Bass – da mag so mancher an das untergegangene Esbjörn Svensson Trio denken. Formal mag es auch so manche Parallele geben. Doch in der Musik tun sich große Unterschiede auf. Im Unterschied auch zu seinen eigenen CDs gibt sich das Avishai Cohen mit diesem Trio darauf fokussierter, wirkt weniger verspielt, als mit seinen früheren Bands. Und doch sollen das Komponierte und Improvisierte, die aus dem Augenblick kommende Freude und das berechnete Maß dabei eine große Rolle spielen. Der Drummer Daniel Dor soll in manchem an Led Zeppelins John Bonham erinnern, heißt es in der Presseinfo, was gar nicht blöde ist. Sein starker Trommeleinsatz übersetzt so manches Merkmal Bonhams in einen jazzigen Zusammenhang. Das Ganze drängt auf diese Weise unglaublich vorwärts und keiner weiß so genau, wieso. Sie haben etwas mitzuteilen, das wird jederzeit klar. Sie wollen eine Spielweise vorführen, ihre Art, sich musikalisch zu verständigen. Das Piano spielt dabei Nitai Hershkovits, der ganz im Triosound aufgeht und einige sehr luzide Soli beisteuert.
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