Produzentenlegenden: Phil Spector, der einst mit John Lennon, Elvis Presley, The Beatles, Leonard Cohen und anderen Heiligen der Rockmusik gearbeitet hat. Seinen „Wall of Sound“ hat er dabei entwickelt, ehe er sich als verurteilter Totschläger, als Wirrkopf und Waffennarr entlarvte. Alan Parsons, der „Pink Floyds „Dark Side of the Moon“ und die Beatles produziert hatte, ging eine ganze Zeit lang unter. Ein weiterer Name, nichts weiter. Dann die großen Erfolge, aber kein Stardasein. Eher einer, der mit seiner Arbeit brilliert, mit seinem Sinn fürs Runde am Sound. Jetzt hat er sich mal wieder für ein weiteres Comeback angesagt. Seine Klänge haben uns geprägt, kein Zweifel. Ob er das im Gleichschritt mit den technischen Gegebenheiten getan hat? Ob er genial war? George Martin und die Beatles, klar, später sogar in den Adelsstand erhoben, Glyn Johns hat mit den frühen Rolling Stones herumlaboriert, Phil Ramone unter anderem mit Led Zeppelin, Frank Sinatra, Ray Charles, Steve Wonder, Paul McCartney oder Chicago, der Brite Joe Boyd mit Nick Drake, Richard Thompson und den englischen Folkrockern, Brian Eno gab den Musikphilosophen, der anfangs Mitglied bei Roxy Music war und später zusammen mit Daniel Lanois über lange Jahre hinweg U2 produzierte und zuletzt auch Coldplay mitnahm (wie das wohl mit seinen abgefahrenen Ansichten zusammen passt?), Tony Visconti produzierte viele Alben von David Bowie und war deshalb geschätzt, Trevor Horn brachte Yes noch einmal auf Trab und war so etwas wie der Schöpfer von Frankie goes to Hollywood: typisch für die achtziger Jahre. Hightech. Maschinen State of Art. Alles vom Feinsten. Der Produzent als Gott. Rick Rubin schließlich profiliert sich bis in die heutige Zeit hinein als Produzent dadurch, dass er Altstars der Popmusik nach seinen Vorstellungen aufpoliert, in dem er ihre Begleitung auf das nach seinen Vorstellungen Wesentliche reduziert. Johnny Cash, den alten Country-Haudegen, hat er auf diese Weise noch einmal auseinander genommen und ihn neu zusammengesetzt, - eine Methode, die ihn auch mit Altherrenprominenten wie Donovan oder Neil Diamond zusammen brachte und ihn eine Zeit lang sehr populär werden ließ. Gerne vergessen wird darüber, dass er auf diese Weise zum Co-Chef von Columbia Records avancierte und auch Acts wie Shakira, Linkin' Park, Kid Rock, Lady Gaga oder Justin Timberlake im sehr opulenten US-Mainstream-Musikgewand produzierte. Fürs Radio, für die Charts. Rick Rubin, ein Mann ohne Berührungsängste.
Es hätte auf diese Weise für viele von ihnen so etwas wie eine musikalische Handschrift erkennbar werden können, eine Methode, eine Ansicht, eine Haltung. Es sind ja wohl die Produzenten diejenigen gewesen, die eine Vision dessen entwickelt haben, was möglich sein könnte mit einer Künstlerin/Künstler/einer Band. "Kreatives Führen" war eine ihrer vornehmen Aufgaben. Lenken eines Soundbilds. Sie waren die, die die technischen und kaufmännisch Dinge abschätzen konnten, die wussten, wie etwas im Studio geht, welche Wirkung ein bestimmtes Tool allein und im Zusammenhang hat. Die Technik und Kreativität zusammen bringen können. Die eine Art Schaltstelle abgeben zwischen Band und Toningenieur, Künstler und Plattenfirma. Die wussten, welche zusätzlichen Musiker mit den von ihnen perfektionierten Spielweisen man hinzuziehen musste, um einen bestimmten Sound zu erreichen und ein gegebenes Budget einzuhalten. Die mit denen kommunizieren konnten, weil sie sie "kannten" oder mit ihnen so etwas wie "Networking" betrieben.
Heute ist das alles einfacher geworden. Viele können sich Equipment leisten, mit dem Dinge zu produzieren möglich sind, die noch vor 20 Jahren sehr sehr teuer waren. Ideen umzusetzen braucht kein großes Budget mehr, das Plattenfirmen gegenüber zu verantworten wäre oder das im Sinne eines Acts zu steuern wäre. Umgekehrt kaufen Plattenfirmen meist auch nur noch fertige Produktionen an, die sie im Anschluss dann nur noch mit ihren Möglichkeiten veröffentlichen und auf den Markt zu bringen brauchen. Es braucht also nicht mehr den Chef im Hintergrund, der alles überblickt, es entsprechend durchsetzungsfähig kommuniziert und sein Ding durchdrücken will. Doch gerieren sich Künstler wie Pharell Williams immer noch als die großen Soundtüftler, die alleine den Überblick haben, die Alchimisten der Klangküche sind, die stets die richtigen Beats und Programmierer auswählen und tatsächlich auch oft damit durchkommen. Auf dem deutschen Markt mag auch Dieter Bohlen ein Beispiel dafür sein, das wir freilich später genauer erörtern werden.
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