Ich lese, dass Musik in der Frühzeit eine Gabe der Götter gewesen sein könnte. Ein Kult mit passendem Ritus war deswegen schnell zur Hand. Schamanen? Oho. Regenmacher, Wetterbeschwörer? Die Geister anflehen, ihnen Opfer darbringen, um sie gnädig zu stimmen? Die Mayas scheinen auf diesem Gebiet einiges gemacht zu haben. Ob zum Beispiel aber die alten Kelten Menschenopfer mit Musik begangen haben, ist nicht klar. Klar. Ist wohl zu grausig, die Vorstellung. Und nicht politisch korrekt. Dass die Musik soziale Funktionen erfüllt habe, das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und gute Dienste im Sinne der liebevollen Paarung geleistet habe, das lese ich auch. Ein Königsweg zur Ekstase scheint sie ohnehin gewesen zu sein. Aha. Die auf der schwäbischen Alb gefundene kleine Flöte hat ja mal eine ganze Ausstellung ausgelöst: Als ich sie hörte (das Spiel wurde gekonnt simuliert), rätselte ich, was sie in den Menschen wohl ausgelöst hat. Wer sie zu welchem Anlass gespielt hat. Sie klang in meinen Ohren brillant und ich konnte mir sehr wohl vorstellen, dass man von ihr zu Handlungen verführt werden konnte. Was war der Impuls? Magische Dinge? Dämonische? Aus heutiger Sicht ist das nicht zu klären, aber es muss wohl einen Anschub, einen Anstoß gegeben haben. Dieser könnte wohl auch für heute noch Aufschlüsse geben, wieso sich Menschen Musik aussetzen und was es ihnen gibt. Sprache der Götter? Unsagbares ausdrücken. Nun ja, Friedrich Nietzsche ist auch von gestern. Worüber man nichts sagen kann, darüber soll man schweigen, sagte Wittgenstein. Man könnte sich Mühe geben, darüber was zu sagen....
Allzu sehr ist der Mensch wohl seit dieser Zeit nicht vorangekommen. Welcher Zeit? Vor- und Frühzeit? Oder 19. Jahrhundert? Wurden einst Tiere nachgemacht? Ihre Laute? Kopiert? Was hat Musik überhaupt mit der Beziehung Tier zu Mensch zu tun? Ob die heutige Entfremdung die entsprechenden Folgen zeitigt? Irgendwann muss die Musik wohl zu einer Art eigener Kunstdisziplin geworden sein. Hat sich von ihrer ursprünglichen Funktion gelöst und ist ins Reich des Absichtslosen und Schönen gewechselt. So etwas kennt man aus der sogenannten bildenden Kunst, die ja ursprünglich auch mal einen religiös begründeten Zweck hatte und sich später davon gelöst hat. Die zu ihrer sich selbst erklärenden und erklärten Reinheit durchgestoßen ist. Ein Stochern im Ungewissen. Im Idealfall? Bloß, was ist schon ideal?
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