Passage aus meinem Buch "Hinhören":
Sehr beliebt ist im Showgeschäft auch das wichtigtuerische und eitle Vorzeigen von technischen Fähigkeiten aller Art, die sich freilich meist in sich selbst erschöpfen und nur das Ziel haben, durch ihr Vorführen möglichst viel abzukassieren. Kohle. Asche. Fett. Technische Fähigkeiten sollten deswegen aber nicht von vornherein unterschätzt werden: wer sich künstlerisch ausdrücken will, braucht auch die Fähigkeiten dazu. Der romantische Impuls der überquellenden Gefühle alleine reicht oft halt nicht aus. Gleichwohl gilt es, einen musikalischen Hand-, Fuß- oder Daumenabdruck zu hinterlassen, dem das Einmalige der betreffenden Persönlichkeit anzumerken sein könnte. Seinem eigenen Individuum so etwas wie ein Denkmal zu setzen, das will hart erkämpft sein. Mitläufertum scheint dabei fehl am Platze. Ein Künstler ist dann gut, wenn er den selbst gesteckten (und von mir auch im Kontext ablesbaren) Zielen näher gekommen ist. Diese Ziele möglichst zu kennen, sich ihnen anzunähern und sich mit ihnen aus verschiedener Perspektive zu beschäftigen, sehe ich für mich bis heute als Aufgabe, wenn ich eine halbwegs ernsthafte Meinung dazu absondern soll. Magazine zu durchblättern, Artikel zu lesen, Gespräche zu führen ist hier unter anderem vielleicht ein probates Mittel zum Zweck, nichts weiter. Mein eigenes Erleben war mir hierbei stets ein wichtiger Richtungshinweis. Musik speist sich aus einer Art Urimpuls: Zum Ausdruck, zur Kunst überhaupt. Das Individuelle an sich künstlerisch unsterblich machen, sich entäußern, entgrenzen, das scheint mir wichtig zu sein. Schon die Höhlenbewohner, die mit ihrer kleinen Flöte ihre Art der Musik in die Welt hinaus gepfiffen haben, wollten etwas aus sich heraus bringen, das gelegentlich übers Fressen, Saufen und Ficken hinaus ging. Es muss noch etwas anderes geben. Auch wir wollen Zeichen setzen.
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