Verstaubte Töne

Ich gehe an meiner CD-Sammlung entlang und entdecke einiges, was ich mal wieder hören sollte und wollte. Was in meiner Tätigkeit als Popkritiker untergegangen ist. Es reizt mich regelrecht. Hat wohl mit Lustgewinn zu tun. Wieso war das eigentlich im Rückspiegel verschwunden? Oder jenes? Ich nehme die Scheibe heraus und betrachte sie: es werden auch Spinnweben an ihr deutlich, direkt und im übertragenen Sinne, da scheint ein immer größer werdender zeitlicher Abstand zu manchem zu sein, - etwas, was ich früher nie so empfunden hatte. Ob diese Spinnweben eine Art Zeichen sind - was ist eigentlich Zeit? Haha, Philosophisches? Mein Horizont scheint sich unwillkürlich wieder erweitert zu haben, seit ich nicht mehr regelmäßig in der Zeitungsredaktion und deren hektischen Kurzfristigkeiten bin. Den Kurzatmigkeiten des Tages. Der Hektik. Den Oberflächlichkeiten, die sich in Zeilen bemessen. Ich bin manchmal selbst erstaunt darüber und sehe das als eine neu gewonnene Perspektive, war ich ja nie wirklich zum „echten“ Journalisten geworden. Zum Informationstechnokraten. Zum Vermittler. Darin war ich nicht wirklich gut. Oder besser: Da fühlte ich mich nicht wohl damit.

 

Ist es nicht so, dass heutzutage alles irgendwie und irgendwo immer präsent und abrufbar ist, dass eine gewisse (möglichst verkaufstechnische) Relevanz nur auf eine bestimmte ausgeforschte Zielgruppe trifft - und das möglichst schnell und effektiv? Dass oberflächliche schnelle Effekte zählen? Gags? Kicks? Möglichst platte Pointen? Virale Effekte? Ich nehme jetzt noch stärker wahr, dass Tonträger einst meine Emotionen getragen haben, meine Lebenswelt, dass sie mir Sinn gespendet haben, dass sie mein Leben begleitet und „eingefriedet“ haben. Dass sie mir Struktur gegeben haben, Ziele. Herausforderungen.

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