Und? Gab es einmal die große Verweigerungspose? Den Aufstand der Anständigen? Oder war's nur Mittel zum Zweck, um möglichst viel Geld mit einer Haltung zu verdienen, der sich möglichst viele (möglichst kaufkräftige) Leute anschließen sollten? War Punk real? Oder nur eine Pose und Show, zu der sich einige surreale Großmauligkeiten ordneten? Nicht nur im Nachhinein könnten sich diesbezüglich einige Zweifel ergeben. Ob der Nihilismus dort seine Grenze hatte, wo es ums Geldverdienen ging? Was bedeuten und bedeuteten Sicherheitsnadeln in der Backe? Irokesenschnitt. Durchlöcherte Hose? Ob das nicht inzwischen zu einem wohlfeilen Accesssoire aus dem reichhaltigen Fundus der integrierten Zeichen und Symbole geworden ist? Ob solche Dinge inzwischen für eine Art dekadentern Chic stehen und längst ein Teil eines destruktiven Gesamtsystems sind? Ob nicht Drogen eines Tages alles vernichtet und unter sich begraben haben, was da an scheinbaren Idealen vor sich her getragen wurde? In Swimmingpools und luxuriösen Großvillen? Ob nicht unerschrockene Motorradfahrer, die in legendären Filmen durch den US-Westen steuerten und wilde Lieder der unabhängigen Vitalität im Kifferrausch grölten, heute der Autoindustrie gegen gutes Geld für Werbe-Spots zur Verfügung stehen? Gilt es, witzig zu sein und schnell auf den Punkt zu kommen? In der Werbewelt ist Zeit teuer. Sie bemisst sich in Geld. Alternative, Müslis, Vegetarier und Veganer, samt ihrer Glaubenssätze: wo sind sie inzwischen? In einer mit allerlei Echo-Kammern wohlausgestatteten Nische gelandet, der das Gesamte so ziemlich egal ist? Die sich gerne in Kursen und Workshops mit Gleichgesinnten trifft? Die das alles als große Toleranz verstanden wissen will? Überhaupt, ob nicht Toleranz allzu oft in eine Gleichgültigkeit abkippt? Ob sich Solidarität und Selbstverwirklichung beißen? „Anarchy in the UK“, was war das eigentlich?, - so denken wir heute. Eine Anekdote der Zeit? Das Gebaren einer Wildheit, die nur auf Geld zeigte? Ließen wir uns austricksen? Showgeschäft? Kopiert und bezahlt? Nahmen wir das Falsche zu ernst? Oder ob es ein Lehrstück der subkulturellen Selbstermächtigung war? Wir sollten nicht so tun, als wüssten wir Antworten auf solche Fragen. Als würden wir es durchschauen, - das Stück, die Aufführung und Inszenierung.
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