Was Popmusikkritik könnte

Natürlich ist man als Kritiker oder Beurteiler allerlei Beschimpfungen und Anfeindungen ausgesetzt. Ohne Ahnung! Idiot! Wie käme man überhaupt dazu? Das sei ja eh wohl alles Geschmackssache usw...... Die Einwände prasseln auf einen herein. Bei Anrufen habe ich immer versucht, meine Kriterien, so gut es ging, zu erklären. Ich habe versucht, auf mein Gegenüber zuzugehen, ich habe versucht, mich zu erklären, zu begründen, mit Sinn zu unterfüttern. Damit habe ich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Auch mit geschmacklich scheinbar weit entfernt liegenden Menschen war auf diese Weise manchmal ein guter Dialog möglich, der auch mir viel gebracht hat. Also im Folgenden ein paar der von mir erwähnten Methoden, um Pop- und Rockmusik beurteilen zu können:

 

Ich setze meine eigene Perspektive nicht absolut, behaupte sie nicht flott als die einzige Gültige (wie so oft verlangt... das gäbe „Orientierung“). Ich bringe meine Subjektivität zwar ein, setze sie aber nicht absolut. Ich versuche, die allgemeine Ebene der Rezeption mit einfließen zu lassen, die breite Masse derjenigen Leute, die das Phänomen Popmusik und darin die Kategorie „Erfolg“ prägen. Was sie treibt. Was sie fühlen. Was es ihnen gibt. Auch einem Nischenpublikum. Dafür versuche ich bei mangender eigener Erfahrung zuvor zu recherchieren. Ich vermeide die Formulierung „Man....“ so gut es geht. Meine Urteile sind diskutabel. Nie endgültig. Ich bleibe immer flexibel, obwohl die Öffentlichkeit gerade das nicht will. Gleichwohl habe ich im Hintergrund (!) eine relativ feste Wertematrix. Kreativität und Originalität sind mir dabei hohe Werte. Auch Handwerk ist ein Maßstab. Eigenes. Neues. Spezifisches. Ich beurteile das alles auch aus meiner langjährigen Hörerfahrung heraus. Ich versuche nicht, von einer Servicementalität der Auftretenden auszugehen, Erwartungen voran zu stellen. „Ausstrahlung“ scheint mir ein vergleichsweise subjektiver Wert. Gleichwohl versuche ich, Körpersprache/öffentlichen Auftritt (Darbietung, Anmutung...) aufzunehmen und in die Betrachtung des Gesamten mit einfließen zu lassen. Wer soll angesprochen werden? Ist mir dies erkenntlich, kreuze ich das mit meinen anderen Erkenntnissen. Was will jemand erreichen? Mit welchen Mitteln? Wie gelingt es ihm/ihr/ihnen, dies umzusetzen? Was ist seine spezifische Intensität? Erreicht dies ein Publikum, geht es erkennbar darum, Reflexe abzurufen (auch eine Frucht vieler Konzertbesuche)? 

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