Ob es bald möglich sein wird, dass Maschinen im Stile Johann Sebastian Bachs komponieren können, einfach weil sie es durch selbständiges Lernen gelernt haben? Kompositionsroboter by Deep Learning? Ob spätestens dann der Nimbus des Originellen und Individuellen erledigt sein wird? Die Popmusik macht es ja schon lange vor. Wahrscheinlichkeiten werden hier erwogen, Strukturen kondensiert, auf Akademien gelehrt und in musikalische Verläufe umgerechnet, ganze Produktionsteams arbeiten sich an spezialisierten Bereichen wie etwa „Hooks“, „Songstruktur“ oder Refrains ab. Es herrschen große Organisationseinheiten, nicht mehr ein Individuum. Im Vordergrund tummelt sich dann der große Star, stilisiert mit mailen Mitteln, die Puppe, die der Menge ihre Sehnsüchte vorspielen und verkörpern soll. Der Mythos des reich Werdens: Aufstiegskanal nach oben. Es geschafft haben. Gegen alle Widerstände, wie man später überall erzählen. Der Mythos des Tellerwäschers, der Millionär wird.
Doch erst kommt das Track’n’Hook-Verfahren. Es kommt der elektronische Track und dann die Melodie darüber, etwa die Hook. Darüber arbeiten die Topliner, die ins Studio gehen, sich den vorher produzierten elektronischen Track anhören und dann einen zusätzlichen Hook darüber legen, eine kleine Melodie, ein rhythmisches Bonbon, ein markantes Drumroll etc.. Erst ganz zum Schluss kommt der Text. Die Bedeutung ist unwichtig, Wörter sind Rhythmus und Platzhalter. Das alles wird an den Künstler geschickt, der aus der Ferne sein Placet gibt, der darüber singt und sich selbst als Mitautor nennen lässt. Ob sich das Ergebnis etwas unpersönlich anhört? Macht nichts, denn die zu erreichenden Konsumenten sind ja auch nicht gerade die Ästhetik-Gourmets. Sie haben allenfalls Hörgewohnheiten entwickelt, die nicht allzu fern von denen entfernt sind, die da jetzt auf sie einströmen. Ab in die Charts, das ist das Wichtigste.
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