Format, Schublade, Scheuklappe, Kisten, Denk- und Fühlklischee? Mir fällt auf, dass eine gewisse Neugier und eine prinzipielle Offenheit gewissen Spielformen der Musik gegenüber total in die Defensive geraten ist. Da wird nur noch das gehört, was die Vielen Heavy Metal nennen, Deep House, Club, Pop, Progressive, Elektro, Folk, Alternative, Ambient, Country, Indie (und noch vieles andere). Wahrnehmungsblasen, Resonanz- oder Echokammer, geschlossenes Weltbild sind angesagt. Dabei wäre meiner Meinung nach diese spezielle Offenheit dem Unerwarteten ein positiver Zug der Musik generell gegenüber, der unser Bewusstsein offen zu halten imstande wäre. Gängige Argumente dagegen sind aber: Man könne nix anfangen mit einer gewissen Art von Musik, man kenne den Code und die Zusammenhänge nicht, sie gehöre einer gewissen Szene an, die man sowieso nicht verstehe und der Maßstäbe man keineswegs teilen könne... usw. Dabei ist es doch genau dies, was einem neue Perspektiven und Ausblicke verschaffen könnte. Das Überschreiten von Denk- und Fühlklischees, das Kennenlernen anderer Erfahrungsräume und Motivationen, das spielerische „Sich Vortasten“ in andere Erfahrungsräume, das könnte das Neue ermöglichen und Leben ausmachen oder nicht? Wieso Beschränkungen akzeptieren, die oft genug auch noch in einem bestimmten geschäftlichen Interesse gesetzt sind? Ja klar, wir wollen Schneisen schlagen, wir brauchen Muster, um etwas zu erkennen, wir wollen Orientierung, wir wollen etwas begreifen…. Doch erscheint es mir ein ungünstiger Einfluss zu sein, den da gewisse Radioformate, gewisse Streaming- und Hostdienste ausüben. Sie fördern das Denken in Schablonen, das einem Ur-Impuls der Musik krass entgegenläuft, das ihm total widerspricht. Wer sich als Künstler sieht, sollte das extrem nachempfinden können, - doch leider ist es so, dass gerade hier das Schubladendenken extrem verbreitet ist. Fixierung ist angesagt, auch wenn es anders genannt wird.