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Was das sein könnte

Ausschnitt aus einem größeren Text, der vielleicht im Rahmen eines Buches noch erscheinen mag:

 

Ist es nicht so, dass heutzutage alles irgendwie und irgendwo immer präsent und abrufbar ist, dass eine gewisse (möglichst verkaufstechnische) Relevanz nur auf eine bestimmte ausgeforschte Zielgruppe trifft - und das möglichst schnell und effektiv? Dass oberflächliche Effekte zählen? Reize? Gags? Kicks? Sensationen? Möglichst platte Pointen? Virale Effekte? Ich nehme jetzt noch stärker wahr, dass Tonträger einst meine Emotionen getragen haben, meine Lebenswelt, dass sie mir Sinn gespendet haben, dass sie mein Leben begleitet und „eingefriedet“ haben. Dass sie mir Struktur gegeben haben, Ziele. Herausforderungen. 

Ist es nicht so, dass „die Leute“ damals mehr oder weniger direkt Orientierung erwarteten, - den Fingerzeig auf das, was „gut“ und anstrebenswert sei? Immer habe ich mich damit schwer getan. Das Thema Dialektik und Zweideutigkeit der Dinge hat mich entscheidend gebremst. Ich hätte mit einer solchen Determiniertheit nicht unbedingt Lehrer werden können. Derjenige, der die Welt erklärt. Leider war ich nicht ein solcher. Sonst wäre manches einfacher gewesen. Anderen erklären, wie alles tickt? Hm, das war nicht mein Naturell. Es lockte mich vielmehr immer so etwas, was man heute als „Dekonstruktion“ bezeichnet. Das Auseinandernehmen und neu Zusammensetzen - unter meinen eigenen Vorzeichen. Meinen eigenen Gesetzmäßigkeiten, meinen Einfällen und Gesponnenheiten entlang. Den schlauen, allwissenden und souveränen Autoren oder Lehrer zu geben lag mir nicht, auch was die Rock- und spätere Popmusik angeht. Es hat sich einfach zu vieles zu schnell zerfleddert, ehe ich es unter verschiedenen Blickwinkeln ernst nehmen konnte. Es änderte sich, ehe man es halbwegs erfassen konnte.

Heute sehe ich das Pop-Phänomen oft als eine Art hilfloser Geste des Selbstausdrucks in der industriell geprägten Gesellschaft, als einen Akt der künstlerisch-kreativen Selbstoptimierung, der „Verwirklichung“ und Selbstbespiegelung eines Ichs, so wie es heute die aktuellen Verhältnisse von jedem fordern. Gefragt ist der aktive Popmusiker. Der sich verkaufen kann. Weil das heute dazu gehört. Auch in Zeiten der Pandemie. Der auch unter erschwerten Bedingungen teilnimmt und sich "einbringt" bei den Medien. Der sich - im Falle des Erfolgs - in Gehirne schleicht, - und zwar ganz anders als die Art und Weise, die die „Künstler“ immer schon verfolgt haben. Dieser Popmusiker war einmal. Einer, der geschehen lässt. Rührend. So einer war ich auch. Ich neige auch dazu, diesen Mechanismus als eine typische Hysterie der ersten Lebenshälfte zu sehen, die sich dann allmählich in den blinden Reflexen der Masse verliert. Merkwürdig, das hatte mich früher nicht berührt, obwohl ich es permanent wahrgenommen hatte. Es muss wohl so etwas wie eine Selbstverständlichkeit gewesen sein. Und die nimmt man nicht wirklich wahr.