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Mach's nochmal, Joe!

Unzählige Live-Konzerte habe ich von ihm besucht, ich weiß gar nicht mehr wie viele: Joe Jackson. Natürlich war er auch eingebunden in die Kreisläufe der Musikindustrie, musste dauernd neue Alben abliefern. Aber genau das bewunderte ich am Anfang an ihm: dass er jedes mal etwas anderes, etwas neues anbot. Dass er immer wieder neu klang, sich neu erfand, sich an anderen Genres ausprobierte. Nun, wenn ich mir das genau überlege, so erfand er seine Musik ständig neu, blieb sich selbst aber treu. Während „The long Song“ gab er stets alles, blähte sich ungeheuer auf und tat so, als könne er singen. Er neigte da zur Selbstermächtigung, denn im klassischen Sinne konnte er ja gar nicht singen. Er konnte aber alles geben, alles in seine Interpretation, in den Moment rein legen. Seine Halsschlagader schwoll dann, er wurde rot im Gesicht. Er neigte dann zu seiner Form der Selbstermächtigung, wollte Beifall und Liebe für sein Ego, wobei er dann aber auf dem nächsten Album untertauchen konnte in den Strudel einer völlig neu gearteten Musik, er machte sich an klassisch tönende und mit Geigen samt Gebläse intoniertem Zeug heran, er verwandte oft knitz eingesetzte Percussion, für die oft Sue Haedjopoulos verantwortlich war („Night an Day“), er integrierte die Synthesizerwelt und setzte seine Band ständig neu zusammen, wobei es eine Konstante gab: Graham Maby war/ist ein toller Bassist mit Groove und viel Einfallsreichtum, der ihn im Kreise verschiedener Bands sehr oft begleitete. Am Ende schien er bei wenig aufwendig mit Klavier instrumentierten Stücken zu landen, in die er live auch manche Coverversionen einstreute. Das wirkte so, als wolle er vom in der Jugend überhöhten Ego etwas absehen und auf andere Künstler zu verweisen, deren Klangwelt er selbst schätzte. Natürlich gab es da immer wieder direkte und indirekte Verweise auf Steely Dan. Er interpretierte aber auch Sachen von Bowie. Er konnte das souverän und mit einem ironischen Seitenblick tun. Joe Jackson hatte ja sein Standing längst. Vom Punk der Anfangszeit war er zum bewunderten Kulturdenkmal geworden.