Was mir beim Hören älterer Tonträger durch den Kopf geht: Man hatte ja als Musiker geglaubt, die andern seien in allem besser. Man hatte noch nicht die Vielschichtigkeit all dieser Fragen im Kopf. Wer mit wem, welche Instrumente, welche Produktionsmittel etc. Als Musiker ging es darum: Kannst du es spielen, oder nicht? Hast du die Phantasie, das Vorstellungsvermögen eines Sounds, kannst du dich da hinein fallen lassen? Auch war es ja nicht so, dass man in 10 Minuten Entfernung zum Meeresstrand lebte. Es war eine andere Lebenswirklichkeit, in die man da hineingeworfen war: beengt, klein, übersichtlich, in Mittelmäßigkeit zurecht kommend. Erst später habe ich radikaler erfahren, wie einen so etwas wie Umgebung beeinflussen kann, was es mit einem (wie mich) machen kann. Wir waren aufgehoben und abgefedert in unserer Mittelklassewelt, wir waren sicher.
Und wir waren getrieben von einem Versprechen von Freiheit, die sich erst noch heraus schälen musste. Dafür glaubte auch ich skeptischer Sack, in einer Art Blase, in einer unausgesprochenen Gemeinsamkeit der Gutmeinenden, aufgehoben zu sein. Sie hat sich später aufgelöst in verschiedene Trips, Marotten, die nach meiner Ansicht nichts Politisches hatten, eine überspannende Relevanz. Gewiss, es ist Vieles anders geworden. Aber so? Es scheint uns, als sei die Rockmusik, die einst dies Versprechen mit trug und die selbst den Hörern Abenteuer bescheren konnte, ein Friedhof von Toten und Untoten. Die irgendwie vieles überwölbende Utopie war weg und man hatte damals keine Ahnung davon, wie wenig ernst das alles gemeint war, wie lässlich und nachlässig das alles in einen Trip führte, aus dem man jederzeit wieder aussteigen konnte. Und da war ich, der sich ohnehin außerhalb dieses Zugs fühlte, der skeptisch und kritisch war, der sich der Ironie verschrieben hatte. Wo bin ich heute? Wo ist der Kick, das Kitzeln, das Versprechen? Lohnt es sich, in den Resten der Dekadenz nachzuschauen?