An dieser Stelle wurde oft und vielgestaltig moniert, dass Rockmusik und Subkultur kein Träger von Haltungen mehr ist. Dass sie nichts mehr bedeutet. Und doch wird mir immer wieder bewusst, dass sie immerhin Teil der Entertainmentindustrie geworden ist, dass sie aber keinerlei Ansprüche mehr entwickelt, auch nicht den, über das Spießertum einer Elterngeneration hinaus zu kommen ("Break on through the other side, Doors"). Diese Eltern hatten mittlerweile oft selbst Eltern aus der „68er“-Generation, die mit ihrer Existenz übers Spießertum der Enge hinaus kommen wollten. Es gibt also nichts mehr, gegen das es in Abgrenzung und in der Herausbildung einer eigenen Persönlichkeit zu protestieren lohnte.
Inzwischen scheint sich eine Art von Klassenaspekt in das Leben „junger Leute“ gemischt zu haben: Wer es sich leisten kann, ein bisschen mehr „Freiheit“ anzustreben, tut das (von den Eltern unterstützt) im Freistil. Für ein Jahr im Ausland studieren, das muss sein! Nur so als Beispiel! Wer aber aus einer deprivierten Gruppe heraus keinerlei Aussicht auf eine unbefristete Arbeitsstelle hat, wer unter dem Klimaaspekt einer verheerenden Zukunft entgegen sieht, wer sich auf einer sozial abschüssigen Bahn wähnt und schon früh im Leben sich einem untergehenden Rentensystem ausgeliefert fühlt, wird sich nicht so leicht einer wie auch immer gearteten „Befreiung“ verschreiben, für den rücken die luftigen Aussagen der Popleute in den Bereich eines speziell auf eine bestimmte Zielgruppe abgerichteten und munter daher gelaberten Entertainmentgedankens. Industrie halt, die, wie es sich insbesondere in den Pandemie zeigte, im Rahmen „des Ganzen“ mit ihren kurzfristig gehypten "Megastars" nicht mal besonders wichtig ist.