Manchmal ist man froh darüber, eine bestimmte CD in der besten verfügbaren Tonqualität zu besitzen. Ich wünschte, ich hätte eine noch bessere Anlage, um den Unterschied zu den relativ armseligen Streaming-Angeboten noch ausgiebiger ausleben zu können. Jetzt umspült mich gerade die neue CD von Pat Metheny „Side Eye – NYC (V1-IV), die auf einer Reihe beruht, zu der Pat Methey junge Musiker eingeladen hat und die einen ersten Ausschnitt aus den Sessions präsentiert, die er mit ihnen absolviert hat. Dementsprechend ist das Album live aufgenommen. Die Scheibe tastet sich aber trotzdem sachte durch die Zeit, - aber natürlich sind da Virtuosen zugange, die eben dieses Könnertum aber niemals zeigen müssen, die keinen Zwängen zu unterliegen scheinen und es dementsprechend einfach laufen lassen können. Das jetzt vorliegende Album haben, wie ich dem Booklet entnehmen kann, Pat Metheny an den Gitarren sowie James Francies an der Orgel, dem Piano und den Synthesizern und Marcus Gilmore am Schlagzeug eingespielt. Flott geht es durch neue Titel, aber auch durch Metheny-Klassiker wie „Bright Size Life“, das man kaum wiedererkannt hätte. Ja ja, die Orgel von Francies kommt öfters durch, solistisch und per Soundhintergrund. Zusammen mit Metheny hat sein Bassist früherer Tage, Steve Rodby, das Album produziert: eine Art Raffinesse, da auf dem ganzen Album kein Bassist im konventionellen Sinne auftritt. Die Bässe kommen vielmehr von Metheny selbst („Guitar Bass“) oder von Francies. Es geht hinein in einen Strudel, flüssig und punktuell jazzig, aber nie aufdringlich, immer smooth, weich, anschmiegsam, butterweich. Schon der erste Titel „It starts when we disappear“, ein Titel, der in anderer Form auch schon mal da war, führt über 13 Minuten und 47 Sekunden in ein Labyrinth, in dem gläubige Jazzer den Einwand vor sich hin schnüffeln, wo denn hier die Widerstände seien, es sei doch alles zu „gefällig“. Metheny in seiner typischen Art flicht ein paar Töne ein, der Pianist geht rein, füllt aus, sessionartige Passagen wechseln mit sehr strukturiertem Material, mit Themen und Motiven, ab. Nicht zu vergessen auch der fünfte Titel, „Lodger“, bei dem Metheny eine verschärfte und leicht angezerrte Gitarre spielt, die viele schon als rockig bezeichnen würden. Und so führt das Album durch einen Traum, der schließlich im Beifall des Publikums verhallt und sich in uns verliert....
(Pat Metheny, Side Eye NYC (V1.IV)Modern Recordings