Ob es so war, dass man neugierig war, dass man Grenzen, Horizonte überschreiten wollte, - auch mittels der Musik? Dass das drin war in der Rockmusik, dass genau das einen immer wieder anzog und sogar eine Art Freiheitsversprechen abgab? Dass sogar der Blues als scheinbar eng begrenztes Zeichensystem einem Aufgaben stellen konnte und einen hinein zwang in einen fremden Kontext. Man wollte das besser verstehen und arbeitete sich also ein, fühlte sich ein, versuchte, dem Wesen des Blues näher zu kommen, ohne sich damit identifizieren zu müssen. Es wurde eine Art Politik daraus, eine Art Herangehensweise, ein Umgangston, eine Weltsicht (so was ist unter Umständen weit entfernt davon, was viele heute als „Identitätspolitik“ bezeichnen). Heute ist es schwer, das alles als Pose zu begreifen, als Haltung, aus der man sich solange davon stehlen kann, wie man selbst davon profitiert (so der derzeit herrschende Zeitgeist). Ich habe oft auch als Kritiker versucht, gewisse Kreationen aus dieser Sicht, aus der Sicht eines kreativen „Mutes zum Eigenen“ zu beurteilen. Es ist mir nicht immer gelungen, zumal noch andere Faktoren in meine Beurteilungen herein spielten. Aber es war ein wesentlicher Gesichtspunkt.
Aber wie war das beispielsweise bei Steely Dan? Sie schienen mir trotz aller Professionalität einen eigenen, hart geschliffenen Weg zu verfolgen, sie schienen mir Vieles, auch Körper und Geist (!), auf einen Nenner zu bringen und in einer Haltung distanzierter Coolness zusammen zu fassen. Es schien ein Weg zu sein, eine Möglichkeit, eine Richtungsanzeige auf eine Art Metaebene. Dabei ließen sie vor allem Einflüsse aus dem Jazz herein, schauten sich um, nahmen von allem das Beste und fügten es demütig neu zusammen, versuchten, Paradoxa auszuhalten (Walter auch mit Drogen, was wohl einigermaßen schief ging) und eine Haltung zu demonstrieren.