· 

Jeder ist ersetzbar

Alan White und Andy Fletcher sind gestorben. Die Individuen und mehr oder weniger prägenden Figuren mit einer Art Künstlerpersönlichkeit werden immer weniger, nachdem sie gealtert und gestorben sind. Auf der Bühne werden sie locker ersetzt durch diejenigen, die alles spielen können, die clever namenlosen Musiktechnokraten. Ob aber das Gruppengefüge (Sofern es so etwas gibt….) und/oder der Startrip weiter funktioniert? Ist das etwas relativ Sensibles? Egal, die Fans machen die Erfahrung und lernen sie, dass jeder, jede, jedes ersetzt werden kann. Es ist im Hintergrund des Geschehens angesiedelt, es ist eine Art Black Box, - ob das tatsächlich so funktioniert? Ich habe einst die Beach Boys erlebt, die ihre „alten“ Hits gespielt haben und dabei auf der Bühne wichtige Mitglieder durch fähige Platzhalter ersetzt haben. Das Ergebnis klang, man muss es zugeben, im rein musikalischen Sinne besser als zuvor. Natürlich fehlten die großen Egos. Aber wer hat das abseits der Besetzungslisten, des Line-up, tatsächlich negativ bemerkt? 

Egal, Alan White war für mich derjenige, der eine Art Gegengewicht zu dem esoterischen Sänger Jon Anderson als Nachfolger von Bill Bruford der Band Yes damals eine Art Bodenständigkeit gab. Nachdem er zuvor schon für Joe Cocker und Gary Wright gespielt hatte, brachte er solche Erfahrungen in eine Band ein, die später auch durch den Tod wichtiger Mitglieder immer mehr zerfledderte und als letzten Anker wohl ihn hatte. Ich muss gestehen, ich habe sie ein bisschen aus den Augen verloren, nachdem ich in grauen Vorzeiten zu ihren Konzerten getigert war. Sie waren für mich auch immer ein Musterbeispiel, wie aus Rockmusik so etwas wie Entertainment, eine Marke, eine Firma geworden war. Prog-Rock als Geschäft. Andy Fletcher? Hat mich nie so recht interessiert. Ich hatte ihn hinter den meisten Kompositionen von Depeche Mode vermutet. Ob es tatsächlich so war, weiß ich nicht. Jedenfalls führten sich Dave Gahan und Martin Gore selbst als genialisch charismatische Anführer vor. Andy Fletcher schien zu jenen zu gehören, die jederzeit ersetzbar sind. Natürlich werden Depeche Mode weiter auftreten und wird es ein neues Album sowie eine Tournee geben, alleine schon wegen der Umsätze. Ob aber das Ding im Hintergrund noch weiterhin funktioniert, wird sich heraus stellen. Hauptsache, es kommt dabei etwas heraus, so die utilitaristische Denke. Moral von der Geschicht’: Jeder ist ersetzbar.