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Musik zuhören

Man versuchte sich über weit mehr als zwei Jahrzehnte hinweg an Bewertungen, Einordnungen bestimmter musikalischen Ausdrucksformen samt ihrer Begleiterscheinungen und sozialen Zuschreibungen, am Verstehen und an Geschmacksurteilen bestimmter Arten von nicht durch die öffentliche Hand unterstützter Musik, die sich immer mehr ausdifferenzierte und nur noch selten auf den gemeinsamen „Platz am Lagerfeuer“ zuführte. Man sah darin durch den Zeitgeist hindurch auf die Pole Kultur und Geschäft, man verwendete viel Energie, um sich das zu erarbeiten, was man früher nur nebenbei beobachtet hatte. Man ließ viel Persönliches einfließen, versuchte bestimmte Perspektiven verständlicher zu machen, man hatte Meinung eingestreut, Erlebtes, Erfahrungen und Beobachtungen, Ergebnisse von Gesprächen, man hatte den Austausch mit der anderen Meinung gepflegt, man war offen, man gab sich hin, man vergoss Herzblut und ließ auf sich wirken, ehe man sich um lockere Lesbarkeit bemüht zu einem Text verstieg.

Und plötzlich war man weg. 

Wie vom Erdboden verschluckt, was niemanden so recht zu stören schien. Man hatte seine Meinung in Gehirne geblasen, hatte teilweise Empörung geerntet - und war doch plötzlich verschwunden. Vom Vielen verschluckt. Die Vielfalt hatte einen wie ihn verschlungen, man war aufgegangen im Banalen und Unübersichtlichen, über dessen Radikalität man sich wunderte. Jedenfalls war man für die Masse der Leute weg. Und wie ging es weiter? Man hatte zu wenig verkauft, sich nicht günstig dargestellt, nicht teilgenommen am Diskurs oder sich in einer künstlichen Wichtigkeit gesonnt. Von außen her beobachtete man weiter, entdeckte größere Zusammenhänge, die man nun auch mit Hilfe seines einmal absolvierten Studiums besser verstehen lernte. Man ging ökonomischen und politischen Notwendigkeiten nach, spiegelte das persönlich Psychische im Gesellschaftlichen, gewann dadurch Erkenntnisse, stellte in größere Zusammenhänge und gewann neue Einsichten, ehe man in einen Schlund fiel…....