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Musikalische Einheitsware

Was ist da bloß los? Machten wir uns früher das zu eigen, was uns durch die Musik vermittelt wurde, (Wagemut, Utopie, Erkundung fremder Horizonte) so kommt uns die heutige Popmusik seltsam leblos, blutleer und mechanisch vor. Da sind viel zu viele aufgeblasene, simulierte Gefühle, die nach einer Formel abgespult erscheinen. Von einer Utopie ganz zu schweigen, von einem Ziel, das jenseits des kommerziellen Erfolgs liegen würde. Möglichst clean, risikolos und für alle Generationen genießbar soll‘s jetzt sein, - so wie in Hollywood schon lange. Eine Einheitsware, die für nichts steht, außer für das, was uns in einer Show begegnet.

 

Wie mir scheint, machen da auch die alten Säcke noch einmal gerne mit: was sie zu „verkaufen“ haben, ist Nostalgie, das Gefühl, das früher alles besser war. Eine raffinierte Lüge ist das natürlich. Ein Blödsinn. Ein Mittel zum Zwecke des Geldverdienens, was ja die heutige Generation zum Hauptzweck ihres Lebens erkoren zu haben scheint und was ja im Neoliberalismus ohnehin geheiligt erscheint. Verkauft werden einem hier die alten Gefühle, die einen an die Jugend erinnern sollen....Jeder ist seines Glückes Schmied, eine Art Solidarität unter vielen gibt es nicht, jeder ist für sich selbst verantwortlich. Ach ja, die Sprüche kennen wir! Seltsam, dass in den USA alles mit etwa 10 Jahren Vorlauf zu dominieren scheint. Nur, das mit der direkten Übersetzung aus den USA nach Europa klappt nicht mehr so recht. Wir erkennen allmählich als Europäer unsere eigene Identität und sind stolz darauf. Die „übrige Welt“ ist uns nicht egal: Nein, wir treten in einen Austausch, von dem wir alle profitieren können, weil er uns stimuliert und er uns Dinge aus neuen Perspektiven sehen und fühlen lässt. Wir entdecken immer mehr: Skepsis und kritisches Beharrungsvermögen mögen ihren eigenen Wert haben, unabhängig vom amerikanischen Daueroptimismus, für den wir immer weniger Anlass sehen. Alles zur rechten Zeit und in der richtigen Gewichtung, so mögen wir den Amis zuschreien, bei denen ja die Freiheit vor der Gerechtigkeit rangiert. Ja klar, auch so kann man es machen. Es gilt halt, abzuwägen. Folgen abzuschätzen. Die Sachen im Zusammenhang zu sehen. Wir sind vernetzt und wir wollen nicht in die Vergangenheit zurück, um uns vermeintlich groß zu machen oder aufzublasen.