Wer etwas mit Musik anfangen kann, wer zuhören und sich einlassen will, der wird wohl kaum eines dieser derzeit überall stattfindenden Open Air Festivals besuchen. Bei ihnen scheint es ja wohl in erster Linie um eine Art Gemeinschaftserlebnis zu gehen, um ein Treffen von Gleichgesinnten, um das Happening, das mit anderen zusammen möglich erscheint. Da wird dann eingeheizt, gefetzt und Stimmung gemacht. Wer freilich näher auf die Besetzungslisten der zumindest kommerziell erfolgreichen der einschlägigen Festivals schaut, wird feststellen, dass ihm dort die immergleichen üblichen Verdächtigen begegnen. Dass diese spezielle Qualität findige Veranstalter schon in der Vergangenheit begriffen und umgesetzt zu haben scheinen, mag sich unter anderem auch in saftigen Eintrittspreisen zeigen. Es gilt halt das Gesetz des Marktes. Dementsprechend scheinen in der laufenden Saison aber erste Festivals noch nicht ausverkauft. Was nun? Die bei solchen Festivals stets anwesenden Buden mit ihren oft überhöhten Preisen für Curry-Wurst oder Bier kommen da schon ins Schwitzen.
Überhaupt scheint es ja so zu sein, dass Bands bei ihren Open Air-Festival-Auftritten meist ihre grobschlächtige, derbe, harte und massenwirksame Seite in den Vordergrund rücken und weniger ihre ästhetische, innovative oder gar filigrane Seite. Es gilt, das Publikum zu animieren, es gilt, „Spass zu haben“, was immer man darunter verstehen mag. Wattzahl der Anlage und Zahl der Sattelschlepper scheinen dabei jedenfalls wichtige Parameter zu sein. Jedenfalls auf musikalischer Seite. Um möglichst verschiedene musikalische Geschmäcker und Vorlieben abzudecken, wird in jeder Richtung etwas geboten. Alle sollen schließlich auf ihre Kosten kommen. Dass Open-Air-Konzerte zudem ein Klimarisiko sind, soll nicht verschwiegen werden. Viele verregnete, im Schlamm untergegangene und in den Marsch abgeglittene Veranstaltungen, darunter teilweise solche auch größerer Art, mögen hierfür Beleg sein.