Ich nehme wahr, wie sehr Pat Metheny mit seiner Gitarre einen eigenen Sound und eine typische Tonbildung hat. Das scheint mir in heutigen Zeiten eine große Leistung zu sein. Seine Alben geben gerade jetzt viel Energie, strahlen Mut und Empfindsamkeit aus. Ich hatte ihn aber auch mehrmals live erlebt, unter anderem auf seiner „Orchestrion“-Tour, die mir eine unglaubliche und alles überragende Musikalität gezeigt hat... ich konnte es nicht fassen, wie einer auf eine solche Weise mit sich selbst und seinen eigenen Linien, Motiven und Themen spielen konnte. Egomane? Mag sein. Person und Musik sollte man nicht verwechseln. Über den Auftritt habe ich freilich nicht geschrieben, weil ich da nicht im Auftrag hingegangen sondern aus freien Stücken hingegangen war. Ich schrieb allerdings in einer „Kritik“ des Jahres 2014 über sein Album „Kin“: Pat Metheny, Aufregende Wechselspiele - Was wurde und wird ihm nicht alles vorgeworfen: Zuckerguss, Esoterik, Wellness. Womöglich auch deshalb, weil er ein erfolgreicher Jazzgitarrist ist. Jazz und Erfolg, das geht laut Purismus nicht zusammen. Jetzt hat Pat Metheny zusammen mit seiner Unity Group das neue Album „Kin“ herausgegeben. Es bietet so gar nicht die leichte Kost, die ihm gerne zugeschrieben wird. Zudem präsentiert sich die Unity Group hier als echte Gruppe, die ihre Ideen zusammen im Kollektiv entwickelt und mit dem Saxofonisten Chris Potter über einen weiteren erstklassigen Solisten neben Metheny verfügt. Ihr Wechselspiel, ihre Begegnungen und Ergänzungen, ihre Berührungen mit der Rhythmusgruppe, das zu verfolgen macht alleine schon das Album lohnend. Auch das gemeinsame Schaffen von Spannungen, deren feinfühlige Entladung und das Suchen in einem musikalischen Horizont, der durchaus auch nachvollziehbar sein kann, machen das Album gut. Pat Metheny. Kin. Nonesuch/Warner.“
Ich führte auch mal ein Interview mit ihm. Eine Passage daraus lautete: „Auf ihrer Platte scheinen ja auch folkloristische Motive eine Rolle zu spielen. Welche Beziehung haben Sie zum traditionellen Folk?" - "Grundsätzlich ist für mich alle Musik eins. Die Klänge und Harmonien, von denen ich mich angezogen fühle, hängen alle auf logische Weise zusammen. Das schließt eine große stilistische Breite ein. Es war immer ganz natürlich für mich, die Dinge zu spielen, die ich als Hörer und Musiker liebe. Dazu gehören aber auch jene Songs, die ich hörte, als ich im Mittleren Westen aufwuchs und die man wohl Folksongs oder Volkslieder nennt. Ich glaube nicht einmal, dass das irgendetwas mit Geografie zu tun hat“. Ich denke mir: Das alles wächst gerade jetzt immer weiter in mir. Es aktiviert mich und entwickelt sich weiter. Ich bin dankbar dafür."