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One World!

Diese Leute bohren sich offensichtlich auf recht luxuriöse Weise durch ihren Alltag. Man glaubt den jederzeit auftauchenden Diener, der ihnen willfährig zu Diensten steht, geradezu zu ahnen. Er liegt „in der Luft“. „In the Air“. Dazu tun sie so, als würden sie Klavier spielen können und nennen es „One World: Together at home“. Die Wunder des Digitalen machen es möglich. Schon ein bisschen peinlich, wenn viele von ihnen „so tun als ob“. Dabei ist alles künstlich und virtuell. Hergestellt. In Wirklichkeit beschäftigen sie oft ganze Stäbe an dienstbaren Geistern, die auf allerlei Maschinen den Sound für sie machen, die Unterlage, auf der sie glänzen wollen. Sie tragen dann meist eine vage Idee bei, damit sie später Tantiemen abgreifen können. Wichtig ist, dass sie so tun, als seien wir alle beieinander. Irgendwie. Wir alle. Wenn auch virtuell. Große ausladende Kamine durften wir bewundern. Große Räume, die die Sicherheitsabstände locker garantieren..... Bourgoises Gediegenheits-Getue. Oder auch nicht gemachte Betten, - alles zum Zwecke der Erzeugung von Authentizität. Sich selbst zur Marke machen, sich inszenieren. Wird auch an den Popakademien gelehrt.  

 

Schmalzstullen gab es genug. Lieder, die rühren und einem nahe gehen sollen. Tanzchoreografien weniger. Großmogule des populären Lieds präsentierten sich und ihre Herrlichkeit (bzw. Dämlichkeit). Die Stones dabei. Boten Handgearbeitetes dar. „You can‘t always get, what you want“. Die alten Schrumpelgesichter. Wissen, wie's alles geht! Hoben sich zwangsläufig ein bisschen ab von all den glänzenden Oberflächlichkeiten und aufpolierten Fassaden der andern. Der Trick: genau das ist ihr Image! Die unverwüstlichen Kerle! Publikumswirksam focht man dann noch einen alten Strauß mit dem Kollegen McCartney aus. Nun ja! Beatles gegen Stones. Hm. Die Festivals fallen jetzt alle aus. Es stehen zunächst also keine Pilgerfahrten der Gemeinsamkeit mehr an. Die großen Gassenhauer muss man sich zunächst in leibhaftiger Darbietung verkneifen. Sie fallen zum Leid der armen Veranstalter aus. Nun ja, für in geschwollene  Töne gesetzte und gospelgetränte Rufe nach dem Herrn (im schwarzen Smoking) sind solche Festivals ja sowieso wenig geeignet. Mir scheint, dass durch diese Show eine Art Distanz demonstriert wurde und das, wozu das Popgeschäft in Jahrzehnten nach „Live Aid“ geworden ist.