Ich habe in letzter Zeit viel die neueste Pink-Floyd-Scheibe „The endless River“ gehört, nebenher und hauptsächlich. Ich habe mich in deren Wohlklang gesuhlt, mit dem gleichzeitigen Bewusstsein, dass dies für mich etwas zu viel Kitsch sei. Immer noch. Früher hatte ich diese Pink-Floyd-Alben so gut wie gar nicht freiwillig gehört. Diesen Bombast und Kitsch fand ich einfach lächerlich, wohlwissend, dass diese Band ein riesiges Publikum in ihre „Konzerte“ zog. Dass aber gewisse Kritiker, weil es mal hip war, heute immer noch nur die erste Phase mit dem Gitarristen Syd Barrett gelten lassen, finde ich auch etwas übertrieben. Es wird dann gerne von der "psychedelischen Phase“ geredet oder geschrieben. Nun ja, Barrett mag für den Abschuss der Rakete gesorgt haben, mag ihr viel mit auf den Weg gegeben haben: Pech, dass er kurz vor ihrem Start ausgestiegen ist. In den Mainstream hinein hat's für ihn nicht gereicht.
Mich kotzen auch all die wohlmeinenden bemitleidenden Sprüche an, die Gilmour und seine Begleiter getätigt haben. Schizo-Barrett muss wohl ganz alleine und unerkannt in den Abbey Road-Studios vorbei gekommen und umher gegangen sein, als die ehemaligen Kumpels dort „Dark Side of the Moon“ zusammen mit einem riesigen Stab von Mitmachern aufgenommen haben. Ich selbst kann mich noch neblig an dies obererfolgreiche Album erinnern. Es hat mich damals wohl nicht sonderlich beeindruckt. Eher schon „Atom Heart Mother“, mit diesem damals sehr exklusiven Soundesign. Man träumte als simpler Musiker von solchen Klangkörpern, hatte aber nie eine Chance, auch an so etwas zu kommen. Kitsch? Schon. Man nahm aber mehr in sich auf, ob einem das Gehörte „gut tat“. Diese Typen ließen sich in einem Traumreich erklingen. Dann kam das Ding mit „The Wall“ und man schaltete zu sehr ab. Es langweilte Leute wie mich wohl zu sehr. Auch dieser Gigantismus. Die Inszenierungen. Es erschien einem einfach nicht interessant genug.
Das geschleppte, zerdehnte Zeugs mit pseudomystischem Beigeschmack: hm, wer so etwas will und braucht...., trotz der „The Wall“-Emphase war mir schon damals Hesses „Unterm Rad“ lieber. Eingliederung, Deformation und Flachmachung im (Schul)system: nun ja, heute erscheint mir Waters das beste Beispiel für eine Verkörperung solch ungünstiger Mechanismen.
Die Verallgemeinerungen und Klischees, die er verwendete, waren mir ja ohnehin schon damals etwas zu plakativ: ich konnte jedenfalls nicht viel Inhaltliches damit anfangen. Und jetzt, heute? Bin ich froh, das es solch einen Gitarristen wie Gilmour gibt, einen Stilisten, der seine Bahnen unbeirrt zu ziehen scheint und sich immer wieder wiederholt, was eine dankbare Fangemeinde unter dem Signum „Pink Floyd“ abfeiert. Freue ich mich über ein halbwegs wiedererkennbares Klangbild, entdecke ich diese Welten wieder. Freu mich an diesen langen Gitarrenschlieren, die einen anderen Rhythmus zu atmen scheinen als der, der heute gang und gäbe ist. Ob diese Combo aber ganz besonders toll war oder auf diesem Album ist? Ob die treue Anhängerschaft nicht ihre eigene Jugend und deren Erfahrungen abfeiern will? Dass man für eine PF-Tournee als Veranstalter hunderte von Millionen zahlen würde, ist das okay? Ob sich das alles selbst viel zu ernst nimmt?
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