Was mich an der Popkritik immer gestört hat: dass Ästhetiken entwickelt werden, Ideologien, Weltsichten und Weltdeutungen, deren Gültigkeit dann gerne ohne Umschweife und weiteres Überlegen auf das Ganze erweitert werden. Dabei müsste man hier vor- und umsichtig vorgehen, abwägen und reflektieren. Doch solche forsche Vorgehensweise ist aus dem Raum des Gesellschaftlichen und des Politischen wohlbekannt. Es hat eine Zeit lang stets seine Faszination entwickelt und endete oft in Repression. Es wurde zum einzigen Erklärmodell, dass die Vielen ja sowieso immer suchen. Aber halt nur eine Zeit lang. Der Popkritiker wird in diesem Falle zum Ersatzphilosophen, der allem, was er selbst unter dem Phänomen „Pop“ einreiht, souverän seine Gültigkeit verschafft. So begegnete mir im Pop immer wieder eine Ästhetik des Masochismus, der dessen Wonnen pries, seine Verherrlichung des Schmerzes, sein Hinhalten, seine genussvollen Verletzungen, sein lustvolles Warten und seine Strukturierungen der Dominanz und der Unterwerfung. Das Muster ist immer dasselbe: Interessantheiten werden aufgeblasen zu Weltdeutungen, deren Gültigkeiten durch nichts und nirgends in Frage gestellt wird. Dabei würden wir solche Phänomene als begleitende Ding durchaus akzeptieren, lehnen aber den oft daran geknüpften Weltentwurf ab.
Was mir darüber hinaus immer gestunken hat: Die Unterscheidung in „relevant“ und „irrelevant“. Dabei sollte man festlegen, was man an der Popmusik als wichtig betrachtet und was nicht. Ob das Gültige ausschließlich an ästhetischen Maßstäben oder an den ohnehin fließenden Parametern des Zeitgeists gemessen werden kann, oder ob das Gesamtphänomen weitaus komplexer sein könnte, ob es sich in einen gesellschaftlichen Zusammenhang einfügt, der vom Bedürfnis nach Unterhaltung, Zerstreuung und Ablenkung bestimmt ist. Wenn ich zum Beispiel Kontakt mit Musikern hatte, war ich immer wieder beeindruckt vom Maß der gesellschaftlichen Unwissenheit, vom ausschließlichen Reden über musikalische Dinge, vom unbedingten Wunsch danach, sich am Himmel der Stars und Megastars durchzusetzen. Dafür war denen leider viel zu oft jedes Mittel recht.