Ob das damals angefangen hat mit Mariah Carey und Whitney Houston? Die hatten immerhin noch eine gewaltige Stimme, schienen aber ansonsten verkümmert zu Luxusmaskottchen, zu Gegenständen der amerikanischen Upper Class, zu Waren der neuen Konsumwelt. Popexegeten und Starjournalisten fanden darin teilweise noch die Verkörperung eines farbigen Widerstandswillens, was wir ihnen schon damals nicht so ganz abnahmen. Das Thema interessierte uns damals nicht übertrieben, aber wir ließen es gewähren, schließlich schien es eine weitere Farbe im Kosmos des Pop zu sein, in die sich auch Figuren wie Madonna noch hervor taten. Nur im Rückblick erkennen wir, dass es sich dabei um den Anfang einer Entwicklung handelte, die heute offenbar bei den Grammy-Verleihungen (jetzt mit Lady Gaga) besonders sichtbar wird. Erst Madonna, dann Rihanna und Beyonce scheinen dabei eine Art Vorläufer zu sein. Mittlerweile erscheint der Pop aller subjektiven Merkmale entkleidet, niemand steht mehr für etwas, - auch wenn Beyonce scheinbar aus Marketinggründen zuletzt das Feminismus-Pferd geritten zu haben scheint. Alles hat sich offenbar hineinbewegt in eine innere Leere, die ausschließlich auf Unterhaltung und damit Ablenkung gerichtet ist. Diese Figuren sollen nur noch einen Wunschtraum verkörpern, der wie der Esel und die ihm vorgehaltene Karotte oder dem leider längst beerdigten amerikanischen Traum die Massen locken soll: Jeder kann es schaffen, wenn er es nur will. Doch die Perfektion dieser fast schon unwirklichen „Megastars“ werden die Massen nie erreichen können, sie leben in anderen Bezüglichkeiten, selbst Whitney Houston als Angehörige einer vergangenen Generation der Popstars hat ja offenbar einen Niedergang erlebt, der in Chaos und Tod endete. Ob es da Parallelen zu Elvis oder Michael Jackson gibt? Alle sind sie US-amerikanische Popheroen, was einigermaßen auffällig erscheint und in Zeiten der Globalisierung einigermaßen hingenommen wurde als Zeichen der amerikanischen Dominanz. Doch mittlerweile haben sich die Vorzeichen geändert, UK scheint sich mit dem Brexit selbst aus dem Spiel nehmen zu wollen und die Musik aus aller Welt ist nach einer vorübergehenden Hochphase in Stagnation stecken geblieben. Klar, dass dadurch Räume für solche hohlen Starkonstruktionen frei werden, die uns die Industrie als Symbole der Kreativität verkaufen will, die etwas mit Populismus zu tun haben und die doch nur Symbole einer Verkaufstüchtigkeit zu sein scheinen.