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Wie es mir vorkommt

Diese Verherrlichungs- und Projektionsriten des Popgeschäfts sind mir unheimlich geworden. Heute ist alles Handwerk, das auf Akademien, auf audiovisuellen Datenträgern oder auf von Werbung zielgruppengenau flankierten Folgen im Internet erlernt werden kann. Es wird dir alles gezeigt. Ausdruck. Technik. Als hätten wir nicht genug Techniker auf dieser Welt. Ein Auftritt auf einer repräsentativen Bühne soll eine bestimmte „Choreographie“ haben, die natürlich erlernt und gekonnt sein muss. Sich richtig bewegen. So wie alle anderen, mit kleinen individuellen Abweichungen. Im Ritual sein.

Die Musik soll zudem einen bestimmten festgelegten Aufbau haben, zu dem es natürlich auch die passenden Seminare der Kundigen gibt: Intro - Vers - Refrain - Vers - Refrain - Mittelteil - Übergang (Bridge) - Vers - Refrain (Fade out). Hooks müssen drin sein, selbstverständlich. Einprägsames. Besondere Sounds, Momente. Etwas, was die Masse mitreißt. Wenigstens für eine kurze Zeit. PR und Pressearbeit dazu will auch gelernt sein, der passende Unterricht steht schon (gegen Moneten!) bei den einschlägigen Bescheidwissern und Umsetzern bereit. Es wurden zum Teil eigene Kurse, Workshops, Akademien und Organisationen dafür ins Leben gerufen. Es sollte alles irgendwie „professioneller“ werden. Eine Zeit lang. Jetzt stehen viele im Freien......

 

Die Verherrlichungs- und Projektionsriten sind natürlich Werbung. Indem sie aber geklont werden, werden sie zunehmend wertloser und lächerlicher. Sie drehen hohl. Sie sind nun kein knappes Gut mehr, für das ein Preis erpresst werden könnte. Aus dem „Markt“ gepresst. Und genau dies ist im Kapitalismus des Wichtigste. Profit aus dem Markt pressen. Popmusik kehrt vielleicht zu ihren Wurzeln zurück, - vielleicht.