Da scheinen sich das Piano und die Stimme in sich zu versenken, aber nicht mit teutonischem Tiefsinn, sondern mit einer Leichtigkeit, die aus dem Bossa kommt. Vielleicht auch aus dem Bolero. Aus der Leichtigkeit des Jazz und Latin. Auf der Platte „Alma Nuestra“ des Sängers Salvador Sobral umtänzelt die Stimme Sobrals das Piano von Victor Zamora ständig, angeschoben von der Rhythmusgruppe André Sousa Machado, Drums, und Nelson Cascale, Bass. Schon die Schwarzweißfotografien im Booklet der CD schaffen eine Atmosphäre der Konzentration aufs Wesentliche, sie malen das Zusammenfinden von Künstlern aus, die ihre Botschaft in die Welt hinaus bringen wollen. Wir dürfen dabei sein, bei dieser Versenkung, bei der Meditation und Konzentration aufs Wesentliche. Der Bassist zeigt sich von hinten, aber nicht als unfreundlicher Akt, sondern als Fingerzeig auf das Geheimnis. Das Piano perlt, es tanzt, die Produktion holt es schon vom ersten Titel „Oh Vida“ an ganz klar heraus. Da kriecht zusammen mit dem Pianoman jemand in die Musik hinein, hat mit ihr Spass und kommt mit einer Erfahrung heraus. Gewiss, Sobral sang beim European Songcontest 2017, siegte gar, überwältigte alle und – hatte danach eine harte Zeit. Gesundheitliche Rückschläge zwangen ihn dazu, dass er erst im Mai 2018 auf die Bühne zurück kehren konnte. Seine sanft konzentrierte Art, seine Beweglichkeit und Ausdruckskraft mag einen auf dem neuen Album überwältigen, doch es ist diese freundlich aufmerksame Art, aufeinander einzugehen, die das Album prägt. Sinnigerweise heißt der letzte Titel dieses Albums „Nostalgia“: Ein Blick zurück, umgewandelt in Töne, nie verklärend, aber stets sanft integrierend.
(Salvador Sobral, Alma Nuestra)