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Liebe zur Weisheit als Zitat

Die eigene Lächerlichkeit lässt sich gut mit Zitaten von Klassikern kaschieren. Jedenfalls unter Bildungsbürgern. Noch immer. Sich ausstaffieren mit dem Mantel des Bedeutenden, des Verstehens und des Zusammenhangs alles Intellektuellen. Teilhaben daran. Klar. Das ist das Gewöhnliche. Und doch liegt in solchen Zitaten oft etwas Typisches, etwas Erhabenes auch, ein Impuls oder Stachel, der einen abseits gesellschaftlich bestimmter Orientierungen und Identitäten anspornen kann. „Treibe Musik!“, so flüstert etwa die innere Stimme des griechischen Urphilosophen Sokrates uns zu. Philosophie ist für Sokrates wie Musik machen. Zu klingen wie man selbst. Der zu werden, der man ist. Ein Etwas, eine Haltung zu formen. Ein Selbst. Sich selbst in den anderen zu lieben, wie man Musik liebt: Die Liebe zur Weisheit. Wobei nicht verschwiegen sei, dass für Sokrates die Musik etwas sehr Umfassendes war, das womöglich einiges vom heutigen engumgrenzten und von Unterhaltungsmedien geprägten modernen Begriff von Musik entfernt lag. Was ist überhaupt Musik?

 

In solchen Zitaten liegt oft ein edles Anliegen, es scheint ein Versprechen weit jenseits jeder Realität der industriellen Produktionsart und Verwertungskette, des gegenseitigen Ausbeutens und Handels um jede menschliche Äußerung zu sein. Kurz: Jenseits unseres „modernen“ Blicks auf die Realität. Aus der Ferne mahnt oft genug die Stimme der moralischen Mahnung: Wir sollten, müssten, könnten....Und doch liegt da so etwas wie Weisheit offen vor uns: Sokrates hörte nicht auf, die Athener Bürger an diese Liebe zur allumfassenden Weisheit zu erinnern. Sie haben ihn dafür zum Tode verurteilt. Es ist gefährlich, ein Selbst zu haben.